Zwang
Die Zwangsarbeiter wurden aus den von den Nazis besetzten Ländern zur Arbeit deportiert. Zwangsarbeit in Hamburg war allgegenwärtig. Auf allen Flakturmbaustellen setzten die Baufirmen neben einer deutschen Stammmannschaft ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ein. In Wilhelmsburg waren Zwangsarbeiter aus Frankreich, Belgien und Dänemark im Einsatz. Täglich wurden sie aus den Lagern in Hamburg-Billstedt und -Billbrook zur Bunkerbaustelle transportiert.Die Baufirma Dyckerhoff & Widmann betrieb eines in der Andreas-Meyer-Straße 37. Das Lager Berzeliusstraße 88-90 der Firmen Eggers (H.C.E.) & Co. GmbH, Stahlbau, und Dyckerhoff & Widmann hatte „ca. 490 nachgewiesene Essensteilnehmer“, vermutlich aus Dänemark und Belgien. In Wilhelmsburg waren in der Schule Schillerstraße, heute Stadtteilschule Wilhelmsburg, Weimarer Straße, von März bis April 1943 200 französische Zwangsarbeiter untergebracht.
Lagerstandorte in Wilhelmsburg
In Wilhelmsburg gab es über 72 Lager für Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Fast alle Firmen beschäftigten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus Frankreich, Belgien und Holland, Polen und der Sowjetunion. KZ-Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme wurden direkt auf den Firmengeländen der Betriebe interniert. Die Kolonnen der Arbeiter zogen täglich durch die Straßen. Oft spielten sich Szenen der Demütigung und Gewalt der SS-Bewacher gegen die Gefangenen vor den Augen der Bewohner ab.
Neuhof, 1945
Hoffnung auf Befreiung: Eine Gruppe Zwangsarbeiterinnen auf der Rethebrücke am Reiherstieg
Im Sommer 1943 änderte sich mit dem großen Angriff der Alliierten auf Hamburg und dem Sturz Mussolinis die Stimmung der ausländischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter in Deutschland. Im Bericht des Sicherheitsdienstes SD heißt es, dass "alle deutschfeindlich eingestellten ausländischen Arbeitskräfte und die Kriegsgefangenen aufgrund der Nachrichten über Italien neue Hoffnungen auf einen baldigen Zusammenbruch Deutschlands geschöpft" hätten. Ihr Auftreten sei wieder selbstbewusster und herausfordernder geworden. Anfang August 1943 war die Zahl der ausländischen Zwangsarbeiter durch Flucht, Bombentod oder Verfolgung um fast drei Fünftel auf 2500 gesunken.