Herrschaft
Unter dem Motto „Alles auf die Straße für die Freiheit!“ fand im Februar 1933 im ‚roten‘ Arbeiterviertel Wilhelmsburg die letzte große Protestkundgebung gegen Adolf Hitler statt.
Parteien und Gewerkschaften wurden verboten, Vereine unter Kontrolle der NSDAP gebracht. Das sozialdemokratische Volksblatt für Harburg-Wilhelmsburg erschien zum letzten Mal am 28. Februar 1933. Die ‚Freie weltliche Schule‘ in Wilhelmsburg musste im Herbst 1933 schließen. In kurzer Zeit festigten die Nationalsozialisten ihre Diktatur.
Das Textilgeschäft Vulkan des jüdischen Kaufmanns Hermann Lasers am Vogelhüttendeich
Mit Erlass der Nürnberger Rassegesetze 1935 begann die systematische Ausgrenzung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung. Wer den sogenannten „Ariernachweis“ nicht erbringen konnte, wurde aus der „Volksgemeinschaft“ ausgeschlossen. Der Staat organisierte die Verfolgung aller Andersdenkenden und die Vernichtung der Juden. In Wilhelmsburg wurden z. B. das Textilgeschäft Vulkan von Hermann Laser am Vogelhüttendeich boykottiert und die Arztpraxis von Dr. Arthur Levy am Stübenplatz angegriffen.
Im Herbst 1941 begannen die Deportationen der jüdischen Nachbarn in die Ghettos und Konzentrationslager, der Großteil von ihnen wurde ermordet. Der Wilhelmsburger Arzt Arthur Levy und seine Familie konnten in die USA emigrieren. Anderen Wilhelmsburger Familien gelang dies nicht, etwa dem Ehepaar Guttmann, der Familie Libis und der Familie Laser. Während Hermann Laser sich 1939 erfolgreich um eine Ausreisemöglichkeit nach Südamerika bemühte, wurden drei seiner Kinder deportiert und ermordet.
Schon im Herbst 1933 begann die Verfolgung der politischen Gegner des NS-Regimes. Einer von ihnen war der Wilhelmsburger Rudolf Mokry, geboren am 24. April 1905. Er war Schlosser, begeisterter Sportler und bis 1932 Mitglied der KPD. 1935 gründete er in Hamburg eine Widerstandsgruppe, zu der Menschen der verschiedensten weltanschaulichen und politischen Richtungen gehörten. Mokry wurde 1937 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 11. Oktober 1944 wurde er im KZ Sachsenhausen zusammen mit 26 anderen politischen Häftlingen erschossen. Seit 1991 ist eine Straße in Wilhelmsburg nach Rudolf Mokry benannt.