Bomben


Erste Luftschutzübungen kündigte die Wilhelmsburger Zeitung schon 1934 an. Ab 1940 wurden sie zum Ernstfall. Tägliche Meldungen in Radio und Zeitungen ermahnten die Bevölkerung, sich an die Verdunkelungsvorschriften zu halten, um den alliierten Bomberverbänden ihre Angriffe zu erschweren. Bei Fliegeralarm musste die Bevölkerung die Luftschutzräume aufsuchen. Tagsüber bombardierte die US-Airforce, nachts die britische Royal Airforce. Die Alliierten nahmen auch die Wohnviertel ins Visier, um die Zivilbevölkerung zu demoralisieren.

Die Werksanlagen der Zinnwerke am Veringkanal nach der Bombardierung

zerstörtes Haus in der Weimarer Straße, dem heutigen „Weltquartier“

Im Sommer 1943 war die Wilhelmsburger Bunkeranlage soweit fertig gestellt, dass die Bevölkerung während der Bombenangriffe vom 27./28. Juli, dem sogenannten Hamburger Feuersturm, dort Schutz fand. Bei diesen als Operation Gomorrha bekannten Angriffen kamen in Hamburgs östlichen Stadtteilen (z. B. Hamm, Hammerbrook und Rothenburgsort) fast 35.000 Menschen ums Leben.

Die Stimmungslage in der Bevölkerung verschlechterte sich mit dem Kriegsverlauf immer weiter, vor allem nach der Niederlage der Wehrmacht in Stalingrad im Februar 1943 und den Bombenangriffen der „Operation Gomorrha“. Am 20. Juni 1944 griffen Bomberverbände mit 1000 Flugzeugen den Hamburger Hafen an, Ziel war die Ölindustrie. Auch in Wilhelmsburg gab es verheerende Schäden. Kurz vor Kriegsende war von der Zustimmung, die das Regime in der deutschen Bevölkerung gehabt hatte, nicht mehr viel übrig. In einem geheimen Stimmungsbericht des Hamburger Wehrkreiskommandos vom 29. März bis 5. April 1945 wird von zwei jungen werdenden Müttern berichtet, die sich über die Ernährungslage unterhalten, Angst vor weiteren Zuteilungskürzungen haben und nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Eine Frau in Wilhelmsburg erzählt, sie wüsste nicht, was sie ihrem Mann mit zur Arbeit geben und was sie kochen solle. Ihre Kinder schreien nach Essen. Sie sei vollkommen verzweifelt und möchte mit dem Leben Schluss machen. Außerdem wird berichtet, von den meisten Menschen werde eine Katastrophe befürchtet. Am 3. Mai überquerten die ersten britischen Panzer Wilhelmsburg und die Elbbrücken auf dem Weg ins Stadtzentrum. Um 18.25 Uhr übergab Kampfkommandant Alwin Wolz vor dem Portal des Rathauses dem britischen General John M. K. Spurling die Hansestadt. Für Hamburg war der Zweite Weltkrieg beendet.